11 Neues aus dem Zukunftswald 17 Universitäten nachhaltig gestalten Jahresrundbrief 2023 4–8 Schwerpunkt Meeresschutz Titelthema: Seegraswiesen Hoffnung säen Neunte Stiftungs versammlung am 7. September 2024Liebe Stifterinnen und Stifter, Editorial es ist mir eine große Freude, Ihnen an dieser Stelle erstmalig als neue Geschäfts führerin und Vorständin der Umweltstiftung Greenpeace zu schreiben. Das zurückliegende Jahr war ein besonderes. Im Sommer haben wir Melanie Stöhr, die unsere Stiftung über 24 Jahre erfolgreich aufgebaut und mit großer Leidenschaft geleitet hat, in den Ruhestand verabschiedet. Sie und das gesamte Team haben mir in der Übergangsphase einen wundervollen Einstieg ermöglicht, wofür ich sehr dankbar bin. Während der ersten Monate konnte ich bereits einige spannende Projekte kennenlernen – ich war im Zukunfts- wald Unterschönau, habe unseren Stifterhain in Forbach besucht und mich mit den Ranger:innen im Nationalpark Schwarzwald getroffen. Sehr beein- druckt hat mich auch der Austausch mit Ana Lúcia Furtado Soares, die in Angola ein Projekt zum Schutz bedrohter Haie und Rochen ins Leben gerufen hat. Und auch wenn ich schon wusste, dass die Stiftung Großartiges bewegen kann, haben mich diese persönlichen Begeg- nungen sehr berührt und inspiriert. Seite 7 OrcaLab Gerade heute, wo wir alltäglich Leid und Zerstörung erleben müssen, schenken uns die Begeisterung und das Engagement in diesen Projekten Hoffnung. Gemeinsam mit unseren Projektpartner:innen zeigen wir, dass eine bessere, friedliche Zukunft möglich ist. Herzlichen Dank für Ihre wichtige Unterstützung, Ihre Treue und Ihren Rückhalt in diesen bewegten Zeiten! Auch im Jahr 2024 werden wir wieder einiges auf die Beine stellen. Merken Sie sich gerne schon den 7. September für unsere Stiftungsversammlung und Jubiläumsfeier im Aktionslager von Greenpeace in Hamburg vor. Hier möchten wir nicht nur auf Erfolge der vergangenen 25 Jahre zurückblicken, sondern auch gemeinsam über Ideen für die Zukunft diskutieren. Ich freue mich auf Ihr Kommen! Ihre Sandra Güntner Geschäftsführerin und Vorständin 2 Seite 8 Angola Elasmo Project Seite 13 ÖkoLandwirtschaft in Tansania Seite 18 Neue Gentechnik Seite 16 Scouts go Solar Seite 15 Goliathwatch Seite 17 ClimateCON Seite 19 To Survive is to Resist Seite 10 Waldschutz Schweden Seite 11 Zukunftswald Seite 14 Kids for Forests Seite 20 SOS Karpaten Titelthema Seiten 4/5 Seegraswiesen Seite 6 Rettet die Schweinswale 166 Projekte weltweit seit 1999 36 laufende Projekte in 2023 rund 1,3 Millionen Euro für Projekte in 2023 Seit 1999 fördern und initiieren wir Friedens- und Umweltschutzprojekte, die Veränderungen bewirken. Auch 2023 konnten wir dank Ihrer Hilfe 36 Projekte weltweit unterstützen. Über einige ausgewählte Highlights und spannende Entwicklungen berichten wir in diesem Heft. Neues aus der Welt der Projekte Umweltstiftung Greenpeace Jahresrundbrief 2023 Unsere Themenfonds Zu welchem Themenfonds ein Projekt gehört, erkennen Sie ganz einfach am Farbschema: Allgemeiner Stiftungsfonds Wald- und Biotop schutz Fonds Meeresschutz Fonds Artenvielfalt und Tierschutz Fonds Klimaschutz und Umwelt- technologie FondsEnde Juli ankerte die „Waya Waya“ vor der Südostküste Sardiniens. „Der ablandige Wind fühlte sich so heiß an, als würde er aus einem riesigen Föhn strömen“, erzählt der Käpt’n des Expeditionsseglers Manuel Marinelli. Auch ein Sprung ins Wasser bot keine Abkühlung mehr: Alarmierende 32 Grad zeigte das Thermometer an – Rekord. Trotzdem freuten sich alle auf den nächsten Tauchgang: Auf ihrer Vorjahrestour hatte Project MANAIA hier, im Schutzgebiet „Capo Carbonara“, eine der größten und vitalsten Neptungraswiesen entdeckt, ein Biotop voller Leben! Mit Kamera, Maßband und wasserfesten Notiztafeln brach das Team auf, die Wiese erneut zu dokumen- tieren. Doch dann der Schock: „Kein grünes Blatt mehr, alles grau und tot! Einzelne Fische hingen reglos am Grund, nur ihre Kiemen pumpten schnell, ein Indiz für Sauerstoffmangel“, schildert Manuel die Situation. Der Meeresbiologe macht die tropische Hitze für den Totalverlust der Wiese verantwortlich: „Jedes Lebewesen hat einen Temperatur-Toleranzbereich. Beim Neptungras Posidonia Oceanica liegt die Höchstgrenze offenbar bei 30 Grad“, sagt er und hofft, dass zumindest ihr Wurzelsystem überleben und wieder Blätter bilden kann. Im Vergleich zum Korallensterben habe man es hier mit einem neuen, noch kaum erforschten Phänomen zu tun. Zum Glück waren die Hitzeschäden an anderen Wiesen, die das Team auf seiner Route besuchte, weniger schlimm. Fisch-Kita in Gefahr Seit Jahren schrumpfen die Posidonia-Bestände im Mittelmeer dramatisch: Fischer- netze und Bootsanker reißen immer wieder große Löcher in die Wiesen, und Algen- teppiche nehmen den Pflanzen das Licht. Sie entstehen zum Beispiel, wenn viel Dünger aus der Landwirtschaft ins Meer gelangt. Die Erderwärmung kommt nun als weitere Herausforderung hinzu. Dabei sind die Wiesen unersetzliche Brutplätze und Kindergärten für Fische und andere Tiere. Einige Arten wie Seepferdchen verbringen sogar ihr ganzes Leben im schützenden Pflanzendickicht. Mit ihrem stabilisierenden Wurzelgeflecht (Rhizom) trägt Posidonia auch zum Küstenschutz bei, und indem sie darin große Mengen Kohlenstoff speichert, hilft sie, die Klimakrise abzumildern. Grüne Hoffnungsträgerin im Mittelmeer Es war ein Rekord-Hitzesommer mit Folgen: In der zweiten Saison ihrer Rettungsoffensive für Seegraswiesen mussten die Akteur:innen der Organisation Project MANAIA mitansehen, wie das aufgeheizte Mittelmeer auch ihren Schützlingen zusetzte. Doch die Crew um Manuel Marinelli erlebte auch mutmachende Erfolge und gewann neue Verbündete. Seegraswiesen Hitzeschäden Doch die Bestände schrumpfen aufgrund der Meereserwärmung und menschlichen Aktivitäten kontinuierlich. MANAIA zeigt deshalb, wie Seegras an geeigneter Stelle wieder angepflanzt werden kann. 4 Schwerpunkt: MeeresschutzTitelthema 2018 nahm sich die MANAIA- Crew dieser bedeutsamen Wasser- pflanze an. Für eine Langzeitstudie kartierte sie die Ausdehnung und Dichte vieler Wiesen, begutach- tete ihren Gesundheitszustand und teilte die Daten mit Forschenden und anderen Meeresschutz-Ak- teur:innen. Doch angesichts erschreckender Verlustraten von jährlich bis zu 40 Prozent wollten Manuel und seine Frau und Pro- jektpartnerin Pinar mehr tun – aktiv an einer Lösung arbeiten: Deshalb starteten sie 2022 ihr ambitionier- tes Renaturierungsprojekt, um Seegraswiesen „aufzuforsten“. Wir fördern das Programm in seiner mehrjährigen Pilotphase. Meeresgärtner:innen am Werk 2023 konnte MANAIA ihr Netz- werk aus Tauchbasen am Mittel- meer ausbauen und arbeitet jetzt mit 17 Zentren zusammen. Diese unterstützen dabei, Seegrassa- men zu sammeln und später an geeigneten Stellen einzupflanzen. Die angespülten olivenähnlichen Samen wären sonst für den Nach- wuchs verloren, dank des Pro- jekts bekommen sie eine zweite Chance. Gleiches gilt für abgelöste, noch intakte Pflanzen. Behutsam drücken die Meeresgärtner:innen sie in ein vorhandenes Rhizom oder fixieren sie an Steinen. Die diesjährigen Kontrollen ergaben, dass etwa jeder zweite im Vorjahr eingepflanzte Schützling überlebt hat, ein toller Erfolg. Aufklären und forschen 60 Wiesen hat MANAIA vom Früh- jahr bis zum Herbst 2023 zwischen der Côte d’Azur und Malta ver- messen. Vielerorts halfen Tauch- teams, schütteren Bewuchs mit Samen und Pflanzen wieder auf- zufüllen. Jahr für Jahr sollen die Einsatzgebiete mehr werden, um den Seegrasschwund zu bremsen, den Trend möglichst umzukehren. Hierfür betreibt MANAIA auch viel Aufklärungsarbeit und bindet die Tauchbasen mit ein. Zudem helfen die wechselnden Freiwilligen an Bord, das Schutz- projekt auch wissenschaftlich voranzubringen. Oft sind es Stu- dierende, die zu Seegras forschen. Für die Tour zur Insel Elba kam ein Meeresbiologe von der Universität Bremen mit, um bei der Lösung eines Rätsels zu helfen. Denn vor Elba beobachtet die Crew seit Jahren eine Wiese, die schneller in die Breite wächst als andere. Bisher konnte ihr Geheimnis nicht gelüftet werden, es bleibt also spannend. Für das MANAIA-Team ist die wundersame Wiese eine Hoffnungsträgerin und Ansporn, weiterzumachen. umweltstiftung-greenpeace.de/ seegraswiesen SeegrassamenAnkerschädenPflanzarbeiten Als einzige immergrüne, winterharte Seegrasart im Mittelmeer ist Posidonia ökologisch besonders wertvoll, da sie den Meeresbewohnern ganzjährig ein schützendes Habitat bietet. gesunde Seegraswiese Einblicke in das Leben an Bord Umweltstiftung Greenpeace Jahresrundbrief 2023 5Rettet die SchweinswaleOrcaLab Jeder tote Wal ist einer zu viel Wegen mangelnder Schutz- bemühungen sind Schweinswale in der zentralen Ostsee vom Aussterben bedroht. Meist trifft es die Jungtiere. Die Schweins wale, noch unerfahren, jagen Kabeljau und Heringe – und bleiben in den Stellnetzen hängen, die sich über den Meeresgrund zie- hen. Sie versuchen, sich zu befreien und verheddern sich mehr und mehr. Der Sauerstoff wird knapp, doch sie können nicht auftauchen, um Luft zu holen. Auch ihre Artgenossen können nicht helfen: So müssen Mütter oder Gefährten mit ansehen, wie die jungen Wale ersticken. Ein qualvoller Tod für diese und ein traumatisches Erlebnis für die ganze Gruppe. Der Gewöhnliche Schweinswal, die einzige Walart in deutschen Gewäs- sern, ist in der zentralen Ostsee vom Aussterben bedroht. Nur noch wenige hundert Tiere leben dort. Deshalb ist jeder Wal, der in einem Netz stirbt, einer zu viel. Schutz nur auf dem Papier Dabei erhalten die Meeressäuger nicht einmal in den Schutzgebieten effek- tiven Schutz. Nach einer Umwelt- verträglichkeitsprüfung werden dort Windparks genehmigt, Schiffe pas- sieren ungehindert, selbst militärische Übungen finden statt. Verbote gibt es so gut wie keine – auch nicht bei der Stellnetzfischerei, für die Schweins- wale Todesursache Nummer eins. Kurz sah es so aus, als würden Maß- nahmen ergriffen: 2022 wurde die Stellnetzfischerei in vier deutschen Schutzgebieten in den Wintermonaten verboten. Gleichzeitig sollten – außer- halb der Schutzgebiete – akustische Signale (Pinger) die Meeressäuger von den Netzen fernhalten. Doch die Marinen von Finnland, Schweden und Deutschland meldeten Bedenken an, eben jene Pinger könnten ihre Aktivi- täten stören. Die Pläne für den Einsatz wurden gestoppt. Die Organisation Whale and Dol- phin Conservation (WDC), die sich seit 2013 für die Schweinswale in Nord- und Ostsee einsetzt, geht nun gegen diesen Rückschritt vor und sucht nach einer Lösung. Im Mai stellte WDC gemeinsam mit anderen Orga- nisationen klar: Wenn Pinger nicht in Frage kommen, muss die Stellnetzfi- scherei dort, wo Schweinswale leben, reduziert oder verboten werden – in Schutzgebieten soll ein ganzjähriges Verbot gelten. Mit Unterstützung der Umweltstiftung will WDC den Druck erhöhen, diese Forderungen umzu- setzen, damit die Schweinswale in der zentralen Ostsee eine Chance haben, zu überleben. umweltstiftung-greenpeace.de/schweinswal Seit 2010 unter- stützen wir die Forschungsstation OrcaLab. Höchste Zeit für einen Besuch, dachte sich unsere Kollegin Kristin Patzelt, die das Leben auf Hanson Island auf ihrer Reise durch Westkanada kennenlernte. Weiterhin verenden Schweinswale in der Ostsee, weil die Stell netz - fischerei nicht ausreichend reguliert wird. Walschützer:innen machen Druck, dass Schutzmaßnahmen endlich um gesetzt werden. Bildergalerie öffnen Video ansehen 6 Schwerpunkt: Meeresschutz Von hier aus erforscht das Team mithilfe der Hydrofone und Kameras die Welt über und unter Wasser. Zu Gast in der Heimat der Schwertwale Unter den Kwakwaka’wakw First Nations ist die nördliche Region von Vancouver Island bekannt als „Heimat der Schwertwale“. Ihre Verbindung zum Maxinuxw, dem Orca, lässt sich hier in Kunst, Gesang und Tanz über viele Gene- rationen zurückverfolgen. Und so könnte die Beobachtung der Wale zum Alltag auf Hanson Island gehört haben, lange bevor Dr. Paul Spong 1970 erstmals einen Fuß auf die Insel setzte. Yukusam, so ihr traditioneller Name, ist wahrlich ein besonderer Ort: Die Gewässer sind nicht nur das Sommerquartier der „Northern Resident Orcas“ – auch Buckel- wale, Schweinswale, Pazifische Weißseitendelfine, Stellersche Seelöwen, Seehunde und eine Vielzahl von Fisch- und Vogelar- ten leben hier. Vor rund 40 Jahren begannen Paul und seine Partnerin Helena, in der Region ein Netzwerk aus Unterwasser-Mikrofonen und Kameras zu installieren. So können sie die Orcas studieren, ohne sie zu stören. Wie das funktioniert, lässt sich im Lab erleben, sobald man die Kopfhörer aufsetzt. Dann eröffnen die Mikrofone, wie Ohren unter Wasser, den Zugang in eine andere Welt. Zu den Klicks und Pfiffen gesellen sich einzigartige Rufe, die die Northern Residents von ande- ren Orca-Gemeinschaften unter- scheiden. Beim genauen Hinhören werden sogar die Dialekte der ein- zelnen Familien deutlich. Worüber geredet wird, bleibt ein Rätsel, das es noch zu knacken gilt. Und noch etwas ist da zu hören: brummende Motoren der Kreuz- fahrtschiffe, rasselnde Propeller der kleineren Ausflugsboote. Der Lärm erfüllt die Region Tag und Nacht, hallt durch jede Tonaufnahme. Manchmal wirkt es, als stünde man inmitten einer Großbaustelle. Da hilft nur: Kopfhörer absetzen und eine Pause machen. Ein Luxus, den es für Wale nicht gibt. Um sie rund um die Uhr zu be lauschen, sind im Sommer auch viele Freiwillige vor Ort. Sie schlagen ihre Zelte unter uralten Zedern auf. Mahlzeiten werden in der Lager- küche zubereitet, Lebensmittel in bärensicheren Kisten aufbewahrt, das Geschirr im Meer gespült. An den Abenden im Haupthaus rücken alle vor dem knisternden Kamin- feuer zusammen. Paul erzählt von den Anfängen von Greenpeace und wie er die Organisation damals inspirierte, sich für die Rettung der Wale einzusetzen. Wenn nachts die Lichter ausgehen, ist es im Zelt pechschwarz. In der Ferne ist der gewaltige Blas – Wolken aus Was- serdampf und verbrauchter Atem- luft – der auftauchenden Buckel- wale zu hören. umweltstiftung-greenpeace.de/orcalab Video ansehen Umweltstiftung Greenpeace Jahresrundbrief 2023 7Angolas Kinderstube für Haie Das Pionierprojekt einer portugiesisch-angolanischen Meeresbiologin soll mithilfe der Umweltstiftung die Grundlage für die zukünftige Fischerei und den Schutz von Haien und Rochen in westafrikanischen Gewässern liefern. Bei ihren Forschungen setzt Lúcia auf Kooperation mit Fischer:innen vor Ort. Ana Lúcia Furtado Soares liebt das Meer mit allem, was darin lebt. In Portugal aufgewachsen, reiste sie als Kind oft nach Angola, in die Heimat ihrer Eltern, die in den 1980er-Jahren vor dem Bürgerkrieg nach Europa flüchteten. Dort war sie fasziniert von den zahllosen Fischen, die der nährstoffreiche Benguelastrom der Region beschert. „Bei meinen Marktbesuchen und am Fischereiha- fen musste ich immer wieder feststellen, dass viele der gefangenen Haie und Rochen auf der Roten Liste der bedrohten Arten der Weltnaturschutzunion (IUCN) stehen. Niemand wusste, dass fast ein Drittel dieser Knorpelfische vom Aussterben bedroht ist“, berich- tet Lúcia. Als Meeresbiologin kennt sie die enorme Bedeutung der Raubfische: Haie stehen an der Spitze der Nahrungskette und regulieren so die Populationen ihrer Beutetiere – die Voraussetzung für ein natürli- ches ökologisches Gleichgewicht. Pionierarbeit für eine nachhaltige Fischerei Lúcias Forschungsinteresse war geweckt – und auch ihr Wille, Dinge ganz konkret zu verändern: In ihrer Promotion will sie, auch mithilfe der Organisation Sharkproject, den Einfluss lokaler Fischerei auf die Bestände von Haien und Rochen in Angola untersu- chen. Doch durch die Folgen des jahrzehntelangen Bürgerkriegs weiß in Angola niemand genau, wie viele Haie welcher Arten und welchen Alters überhaupt gefangen werden. Für ein sinnvolles Fischerei-Ma- nagement sei aber eine genaue Datengrundlage unabdingbar, so Lúcia. Zusammen mit Freiwilligen der Namibe University vermisst und fotografiert sie deshalb die gefangenen Rochen und Haie und ent- nimmt Gewebeproben, um die Arten per Genanalyse exakt zu bestimmen. Die ersten Auswertungen zeigen, dass zahlreiche zum Teil vom Aussterben bedrohte Arten wie der Große Hammerhai noch in relativ gro- ßen Mengen in Angola anlanden. Allerdings sind die meisten Fänge Jungtiere, die sich noch nicht fort- pflanzen konnten. Aus diesem Grund leistet Lúcia auch Aufklärungs- arbeit: in den Gesprächen mit Fischer:innen vor Ort, im Radio, auf ihrem Instagram-Kanal und in Ministerien und Verbänden. „Die Fischerei ist die Lebensgrundlage sehr vieler Angolaner:innen. Wir sprechen auf Augen- höhe miteinander, auch weil ich meine Wurzeln hier habe. Mein Ziel ist es, diese einzigartige Kinderstube für Haie zu schützen, alternative Fang methoden auf- zuzeigen und so langfristig ein nachhaltiges Fischerei- management zu ermöglichen.“ sharkproject.org/protection/angola-elasmo Angola Elasmo Project Bildergalerie öffnen 8 Schwerpunkt: MeeresschutzFür echte Veränderungen Neues aus der Stiftung Dankbar und mit ein bisschen Wehmut hat die Umwelt- stiftung Greenpeace Stiftungsrätin Marie Muda nach 13 Jahren wertvoller Stiftungsarbeit zum 31. Oktober 2023 verabschiedet. Zugleich ist die Freude groß, mit Marie Kuhn eine kompetente und engagierte Nach- folgerin gefunden zu haben. „Mir gefällt insbesondere, dass die Umweltstiftung eine Vorreiterin in Sachen nachhaltige Geldanlagen ist, denn dieses Thema liegt auch mir sehr am Herzen“, sagt die 29-Jährige, die nach einer Ausbildung zur Investmentfondskauffrau und einem Mathematikstudium zunächst für eine Fondsgesellschaft arbeitete. „Obwohl mein Schwer- punkt auf nachhaltigen Finanzprodukten lag, musste ich schnell feststellen, dass ich in der Finanzbranche nicht das erreichen konnte, was ich wollte.“ Als sich dann im Oktober 2022 die Möglichkeit bot, wech- selte Marie Kuhn deshalb zu Greenpeace, wo sie die Kampagne zur Wirtschafts- und Finanzwende unter- stützt. „Allzu oft werden Begriffe wie grün, ethisch und ökologisch nur benutzt, um Geldanlagen besser zu vermarkten, also Greenwashing zu betreiben“, erläu- tert sie. „Aber wir brauchen echte Veränderungen und nicht bloß einen grünen Anstrich. Und hier leistet die Umweltstiftung mit ihren strengen Kriterien für die Anlage des Stiftungskapitals einen wertvollen Beitrag.“ Stiftungsrätin Marie Kuhn „Deshalb stifte ich …“ Unser Stifter Manuel Vogt hat sich mit seiner Familien-Namens zustiftung für den Meeresschutz stark gemacht. spannen. Der weite Blick über die See und die unglaubliche Welt darunter – beides fasziniert mich jedes Mal aufs Neue. Meine Begeisterung möchte ich gerne an die nächste Genera- tion weitergeben: Unser Sohn ist eine echte Wasserratte und beginnt nun auch beim Schnorcheln die Unterwasserwelt zu entdecken. Wenn man sowas als Vater erlebt, möchte man es auch erhalten. Denn nur mit einem nachdrückli- chen Schutz der Meere können wir verhindern, dass dieser Lebens- raum gedankenlos vernichtet wird. umweltstiftung-greenpeace.de/ engagement/namenszustiftung as Meer hat mich schon immer fasziniert. Schon als kleines Kind war es ein Erlebnis, an den Strand zu fahren, dort Sandbur- gen zu bauen und im Wasser zu planschen. Beides macht mir heute immer noch viel Spaß. Auch bei kälteren Temperaturen fahre ich gerne ans Meer, um im Schlafsack und mit einem guten Buch zu ent- Namenszustiftungen 2023 Wir bedanken uns bei den Stifter:innen der Jana-Katharina-Lauth- Namenszustiftung Dr. Joachim und Juliane Herbold- Namenszustiftung Simones Regenbogen- Namenszustiftung Elias, Stephanie und Manuel Vogt- Namenszustiftung Wahl für Wale-Namenszustiftung Umweltstiftung Greenpeace Jahresrundbrief 2023 9Next >