Europäische Rangerföderation als Stimme für Schutzgebiete
Nationalparks geraten in vielen Ländern Europas unter Druck: Regierungen kürzen die Mittel, Holzkonzerne trachten nach den Wäldern, lasche Regeln für Touristen gefährden die Tiere. Die Park-Ranger wollen sich stark machen für ihre Schutzbefohlenen. „Doch uns fehlte bisher ein europäischer Verband, um mit der Politik auf Augenhöhe zu verhandeln“, sagt Frank Grütz, Leiter der Naturwacht Saarland. Die Umweltstiftung Greenpeace schließt diese Lücke: Sie unterstützt die Gründung einer Europäischen Rangerförderation als gemeinsame Stimme der Schutzgebiete. Denn an vielen Orten in Europa geht es jetzt darum, unsere letzten Naturschätze zu verteidigen.
Gerade in Ost- und Südeuropa gibt es viel zu tun
130 Ranger aus Nationalparks und Naturschutzgebieten in 27 europäischen Ländern trafen sich im Mai im tschechischen Litomerice zur Gründungsversammlung. Durch die Unterstützung der Umweltstiftung Greenpeace konnten auch Vertreter aus Ländern teilnehmen, die dafür kaum eigene Mittel hatten, etwa aus Polen, Slowenien, dem Kosovo, Spanien und Portugal. Aber auch die reicheren Länder profitieren von der Vernetzung. Deutsche Ranger können beispielsweise bei der Vermittlung zwischen Mensch und Wolf von Rumänien lernen, wo die Bevölkerung schon immer mit den Tieren lebt. Umgekehrt brauchen die rumänischen Ranger Unterstützung, weil Holzfirmen in den Karpaten große Flächen abholzen wollen – mitten in einem Schutzgebiet. Im Bialowieza-Nationalpark in Polen, einem der letzten europäischen Urwälder, sind bereits Bäume gefällt worden. Ein Teil des Waldes ist Weltkulturerbe der UNESCO. Gerade in Ost- und Südeuropa gibt es viel zu tun für die neue Europäische Rangerförderation.
Stärker politisch einbringen wollen die Ranger auch ihre Expertise, wie man die Bevölkerung für Naturschutz gewinnt. Denn sie sind das Gesicht der Schutzgebiete und auch diejenigen, die Konflikte vor Ort austragen. In vielen Ländern Europas ist Wilderei durchaus noch ein Thema – etwa in Schweden, wo Ranger eine freiwillige „Anti-Wilderei-Einheit“ gegründet haben. In Deutschland sind Quad-Fahrer und Mountainbiker ein zunehmendes Problem, weil sie oft quer durch Wald und Flur brettern. „Aber wenn man die persönlich richtig anspricht, kann man sie auch überzeugen“, weiß Grütz „manchmal tragen sie das dann auch in ihre Verbände“. Das gilt in der Sächsischen Schweiz ebenso wie auf Sizilien.
Mehr Öffentlichkeit schafft mehr Einfluss
Die Europäische Förderation will auch diejenigen Länder unterstützen, die bislang keine nationalen Rangerverbände haben. Auch Kontakte zu anderen Organisationen mit ähnlichen Zielen, etwa im Umweltbereich, sollen ausgebaut werden, ebenso wie die Präsenz in den Medien. „Ohne Öffentlichkeit werden wir von den Entscheidungsträgern nicht wahrgenommen und können auch politisch nichts bewirken", sagt Grütz. Ihren Sitz hat die Europäische Förderation bewusst nach Deutschland gelegt. Das deutsche Vereinsrecht bietet für die Ranger einige Vorteile – ebenso wie der Status der Gemeinnützigkeit, die bereits anerkannt wurde. „Das sind wichtige Schritte, um Sponsoren zu gewinnen und Fördermittel zu erhalten.“