Kinderstube für die Wanderfalken an der Itztalbrücke

Anfang der 1980er-Jahre gab es bundesweit nur noch 60 Wanderfalkenpaare. Umweltgifte, Bleimunition, Vergiftungen durch Taubenzüchter und das illegale Aushorsten der Jungvögel hatten fast zur Ausrottung der schnellsten Vögel der Welt geführt. Unpassende und unzugängliche Nistmöglichkeiten taten ihr Übriges. Inzwischen ist der Greifvogel dank eines Artenschutzprogrammes von der Roten Liste bedrohter Tierarten wieder verschwunden. Heute leben rund 1000 Wanderfalkenpaare in Deutschland. Damit das so bleibt und sich die Situation der Wanderfalken weiter verbessert, hat die Umweltstiftung Greenpeace Mittel zur Verfügung gestellt. So konnte die Initiative „Artenschutz in Franken“ im Mai 2015 eine Spezialnisthilfe an der Itztalbrücke in Oberfranken montieren.

Ein ausgewachsener Wanderfalke im Flug, fotografiert vor dem blauen Himmel.
Foto © Bernd Zoller / AG Wanderfalkenschutz

Nisthilfe in luftiger Höhe

Der drei Zentner schwere Nistkasten mit wetterfester Edelstahlumhüllung wurde in 30 Meter Höhe an einem Pfeiler der Autobahnbrücke angebracht. Eine Isolierung schützt die Tiere vor Hitze. Eine weitere Besonderheit: Wie in der Natur können die Vögel hier ihre Brutstätte selbst ausscharren und reinigen. Die vollkommen wartungsfreie Nisthilfe wird mindestens 50 Jahre lang einen Beitrag zum nachhaltigen Artenschutz leisten.

Doch warum wurde gerade eine Autobahnbrücke als Nistplatz ausgewählt? Die Wanderfalken bauen keine Nester, sondern brüten ursprünglich in Abbruchkanten von Küsten und in Felswänden. Aber auch Kirchtürme,
Industriekamine und Autobahnbrücken nehmen sie als Felsen wahr und versuchen dort zu nisten. Das Problem: Diese Bauten bieten kaum geeignete Bereiche für die Jungtiere zum erfolgreichen Ausfliegen. Die noch nicht flüggen Vögel stürzen häufig aus den viel zu kleinen Brutbereichen in den Tod. An der Nisthilfe der Itztalbrücke wurde deshalb ein besonderes Anflugtrainingsbrett für die Jungvögel angebracht. Die Konstruktion hat sich andernorts bereits bewährt. Der spezielle Bruterfolg an der Itztalbrücke soll mit einem Monitoring bis zum Jahr 2022 überprüft werden.

Bewusstsein für den Artenschutz wecken

Den fränkischen Artenschützern geht es nicht nur um konkrete Schutzmaßnahmen für bedrohte Tierarten. Zum Konzept gehört auch, dass das Bewusstsein der jungen Generation für den Natur- und Artenschutz geweckt werden soll. Im Fall der Nisthilfe für die Falken durften Schülerinnen und Schüler der 4b der Erich-Luther-Schule Rödental-Mönchröden anderthalb Stunden lang die Experten der Initiative über den Wanderfalken und die Nisthilfe ausfragen. Für alle weiteren Interessierten wurde eine Infotafel erstellt und seitlich am Brückenpfeiler befestigt.

Die Umweltstiftung Greenpeace unterstützte das Projekt mit 7.309 Euro.