Kleine Hufeisennase: braucht ein Sommerquartier
Bis in die 1980er-Jahre war sie in der Pfarrkirche St. Otto in Reundorf in Oberfranken zuhause: die Kleine Hufeisennasenfledermaus, die inzwischen so selten geworden ist, dass sie auf der Roten Liste der vom Aussterben bedrohten Tierarten steht. Jahrzehntelang zog sie im barocken Gotteshaus ihre Jungen groß. Doch dann machten ihr eine zu intensive Landwirtschaft mit hohem Pestizideinsatz und die Vergitterung von Schalllamellen und anderen Öffnungen der Kirche den Garaus. Die Initiative Artenschutz im Steigerwald will die kleine bedrohte Fledermausart nun in ihr angestammtes Quartier zurücklocken.
Hoffen auf das Gedächtnis
„Die Fledermäuse werden bis zu 25 Jahre alt. Wir hoffen auf das genetische Gedächtnis derjenigen Tiere, die in der Pfarrkirche aufgezogen wurde“, sagt Thomas Köhler, Projektleiter der Initiative. Die Bedingungen seien gut: Mehr und mehr setze sich eine nachhaltige Landwirtschaft in der Region durch, der strukturreiche Steigerwald befinde sich in unmittelbarer Nähe und außerdem gebe es noch ein paar Kolonien der Kleinen Hufeisennase im benachbarten Thüringen und Sachsen. Auch wenige Kilometer von der Pfarrkirche entfernt wurden sogar schon einzelne Tiere gesichtet. „Jetzt brauchen wir nur noch ein Sommer- und später auch Winterquartier für die kleinen Tiere“, sagt Köhler. „Dann kommen sie bestimmt zurück.“
Thermokammern als Fledermauskinderstube
Der große Dachstuhl von St. Otto bietet den Fledermäusen mit seinen Holzverschalungen, die zum Glück kaum mit Holzschutzmitteln behandelt wurden, einen idealen Rückzugsort für die Aufzucht ihrer Jungen. Da die nur etwa vier Zentimeter großen und vier bis neun Gramm schweren Kleinen Hufeisennasen ein sehr großes Wärmebedürfnis haben, sollen Thermokammern im Dach der Kirche entstehen. Wichtig sind außerdem spe-zielle vogelsichere Gebäudeöffnungen, durch die die Fleder-mäuse dann in die Kirche gelangen können. Die Öffnung muss so groß sein, dass die Kleine Hufeisennase mit ihrer Flügelspannweite von 25 Zentimetern bequem hindurchfliegen kann. Denn anders als andere Fledermausarten krabbelt sie nicht in ihr Zuhause, sondern fliegt hinein.
„Wir rechnen damit, dass schon nach zwei bis drei Jahren die ersten Fledermäuse zurückkommen werden“, sagt Köhler. Das werden vermutlich zuerst das Braune und das Graue Langohr sein, die weniger bedroht sind als die Kleine Hufeisennase. Nach etwa fünf Jahren sollte sich das neue alte Quartier aber auch bei dieser herumgesprochen haben. Eine Fachfirma wird die Umbauten in der Kirche durchführen. Die Initiative Artenschutz im Steigerwald kümmert sich ehrenamtlich um das Monitoring, das heißt, sie beobachtet, wie viele und welche Tiere, wann kommen. Außerdem ist eine regionale Patenschulklasse geplant, um schon Grundschulkinder für den Fledermausschutz zu begeistern. Ein Winterquartier für die „Bayerischen Vampire“ soll dann später in einem rund vier Kilometer entfernten Felsenkeller reaktiviert werden.
Die Umweltstiftung Greenpeace unterstützt das Artenschutzprojekt und übernimmt die Kosten von 8.000 Euro für die Aus- und Umbauten in der Kirche.
Nisthilfen für den beeindruckenden Segelflieger
Dadurch sind die Mauersegler-Populationen in einigen Gebieten schon so drastisch zurückgegangen, dass der imposante Vogel auf der Vorwarnliste der Roten Liste gefährdeter Brutvögel gelandet ist. Die Initiative „Artenschutz in Franken“ hat dagegen jetzt in der Unesco-Weltkulturerbestadt Bamberg ein Zeichen gesetzt. In der Erlöserkirche und der Auferstehungskirche Bamberg hat der Verein im Dachbereich in ehrenamtlicher Arbeit spezielle Nisthilfen für den auch als Turmschwalbe bekannten Vogel eingebaut.
Der Mauersegler ist nur für die Fortpflanzung auf festen Boden angewiesen. Außerhalb der Brutzeit verbringt er fast sein ganzes Leben in der Luft: Im Wechsel zwischen Schlag- und Gleitflug schnappt er nach Insekten, die seine Nahrungsgrundlage sind, oder er trinkt beim Gleiten über ein offenes Gewässer. Seine charakteristischen sichelförmigen Flügel und der aerodynamische Körperbau erlauben es ihm, Aufwinde so geschickt zu nutzen, dass er sogar im Flug schlafen kann.
Umweltbildung für die Kleinen und Größeren
Dieser interessante und beeindruckende Vogel, der seit vielen Jahren nah bei den Menschen lebt und sich vermehrt, soll auch für nachfolgende Generationen in den Städten erhalten werden. Das ist ein erklärtes Ziel der fränkischen Artenschutzinitiative. Damit schon Kinder den Wert und die Eigenarten des Mauerseglers kennenlernen können, kooperiert sie außerdem mit vier städtischen Kindergärten. Schon die ganz Kleinen erlernen so spielerisch, was den coolen Dauersegler ausmacht, was er zum Leben und Brüten braucht und wie er sich beispielsweise von einer Schwalbe, der er zwar ähnelt, mit der er aber nicht verwandt ist, unterscheidet. Umweltbildung für die etwas Größeren soll durch eine Live-Übertragung von den Brutplätzen geschehen. Hierfür wurden Infrarot-Kameras in den Kinderstuben des Mauerseglers installiert. Die Bilder sind auf den Internetseiten der Initiative „Artenschutz in Franken“ zu sehen.
Die Umweltstiftung Greenpeace hat sich an den Kosten für die Nisthilfen und die Kameras mit 8.000 Euro beteiligt.