„Kost und Logis“ für Wildbienen

Haben Sie schon mal von der Gehörnten Mauerbiene gehört? Kennen Sie die Dicke Sandbiene oder die Pelzige Frühlingsbiene? Vermutlich wissen nur wenige, wie die wilden Verwandten der bekannten Honigbienen heißen – und wie viele verschiedene sich in Deutschlands Natur- und Kulturlandschaften tummeln: nämlich über 560 Arten! Der Verband Artenschutz in Franken möchte „Die fast vergessenen Bienen“, so der Titel des Projekts, stärker ins Bewusstsein bringen. Denn ihre sagenhafte Vielfalt droht zu verschwinden. Derzeit ist etwa die Hälfte unserer heimischen Wildbienenarten, zu denen auch Hummeln zählen, im Bestand gefährdet. Mindestens 30 Arten stehen am Rande des Aussterbens.

Dramatischer Rückgang von Insekten

Dieser alarmierende Befund passt zu einer Meldung, die 2017 durch alle Medien ging: Eine Langzeituntersuchung des Entomologischen Vereins Krefeld hatte ergeben, dass die Anzahl der Fluginsekten in Teilen Deutschlands seit 1989 um bis zu 75 Prozent zurückgegangen ist. Die Folgen könnten gravierend ausfallen: Insbesondere fleißige Bestäuberinnen wie Bienen und Hummeln sind für den Menschen unverzichtbar – rund ein Drittel unserer Nahrungspflanzen hängt von ihren „Dienstleistungen“ ab. Forscher fanden heraus, dass Wildbienen sogar effizienter bestäuben als domestizierte Honigbienen. Bei gleich häufigen Blütenbesuchen erreichten sie einen doppelt so hohen Fruchtansatz.

Montierte Habitate für die Wildbienen von unten fotografiert.
Montierte Habitate. Foto © Artenschutz in Franken

Bevor das Summen verstummt

Hauptverantwortlich für den Insektenrückgang sind giftige Pestizide und der Mangel an Lebensräumen und Nahrungsquellen wie zum Beispiel natürliche Wiesen mit Blumen und Wildkräutern. Deshalb setzt Artenschutz in Franken genau hier an. Mit Hilfe der Umweltstiftung hat der Verband 2017 eine 6.000 Quadratmeter große Wiese im Steigerwald bei Burgwindheim gepachtet, die seit langem nur extensiv bewirtschaftet und nicht gedüngt wurde. Mit ihrem Reichtum an Blütenpflanzen, ihrer Vielzahl an Heckensträuchern und einem Dutzend Obstbäumchen alter Regionalsorten bildet sie eine Oase inmitten von Monokulturen. Hier finden Bienen reichlich Pollen und Nektar, um sich und ihren Nachwuchs zu versorgen.
Fast alle Wildbienen leben solitär, und etwa 40 Arten bauen ihre Nester in Hohlräumen. Dies lässt sich unterstützen: An einem alten Wasserhäuschen auf der Wiese brachten die Artenschützer 52 Spezialhabitate mit durchlöcherten Lehmziegeln und Schilfhalmen an: passende Brutplätze für rund 7.800 summende Bewohnerinnen.

Der Pachtvertrag wurde über 18 Jahre abgeschlossen, um der Insektenwelt nachhaltig zu helfen. Ein regelmäßiges Monitoring soll zeigen, wie gut der neue Lebensraum angenommen wird. Die Umweltstiftung hat das Projekt zum Auftakt mit 8.911 Euro finanziert, inbegriffen ist auch eine anschauliche Infotafel am Wiesenrand. Wer hier stehenbleibt, schaut und liest, kann sie näher kennen lernen: die Totholz-Blattschneiderbiene, die Knautien-Sandbiene oder die Blaue Holzbiene – und wird sie hoffentlich so schnell nicht vergessen.