Moderne Fledermausquartiere in alten Gemäuern

Viele Fledermäuse verkriechen sich tagsüber gern in Mauerspalten und anderen Unterschlüpfen, die vom „Zahn der Zeit“ geschaffen wurden. Wenn Altbauten glatt saniert werden, gehen ihre Rückzugsräume verloren – wie an der Giechburg im bayerischen Oberfranken. Teile der über 800 Jahre alten Festung sind nur noch als malerische Ruine erhalten. Um den Sand- und Kalksteinbau vor weiterem Zerfall zu bewahren, wurden 2015 und 2016 Schäden an der Nordmauer behoben, weitere Bereiche sollen folgen. „Nachdem man alle Risse und Spalten verfüllt hatte, zeigte sich die Fassade zwar wieder schön und stabil, doch leider ohne Leben“, berichtet Thomas Köhler, Vorsitzender des Verbands „Artenschutz in Franken“. Zuvor hatten die Artenschützer herausgefunden, dass mindestens vier Fledermausarten die Mauer bewohnten: die jeweils stark gefährdete Zweifarb- und Mopsfledermaus, die Rauhautfledermaus und die nur fünf Zentimeter kleine Zwergfledermaus, die dort auch überwinterte.

Nahaufnahme eines älteren Fledermausweibchens.
Ein älteres Weibchen. Foto © Klaus Bogon / Artenschutz in Franken

Der Fledermausturm

Mit Hilfe der Umweltstiftung Greenpeace und im Auftrag des Landkreises Bamberg schuf der Verband im Frühjahr 2016 einen würdigen Ersatzlebensraum für die faszinierenden Flugsäuger. „In einem acht Meter hohen entkernten Treppenturm haben wir 13 eigens entwickelte Fledermausquartiere angebracht“, berichtet Köhler. „Es handelt sich um sogenannte Sekundärhabitate aus einem langlebigen, atmungsaktiven Holzbeton. An gerillten Rückwänden können sich die Tiere entspannt an den Hinterbeinen hinhängen, wie es ihre Art ist. Und vier der Quartiere sind frostfest ausgestattet, also auch zur Überwinterung geeignet.“ Sagenhaft: In jedem der 80 x 30 x 15 Zentimeter großen Spezialkästen finden je nach Art bis zu 500 Fledermäuse Platz. „Die sehr sozialen Tiere mögen es kuschelig eng“, weiß Köhler. Auch als Wochenstube können die Quartiere genutzt werden. Jungtiere, die nackt geboren werden, haben im geschützten Heim eine hohe Überlebenschance.

Besucher informieren und sensibilisieren

Die Giechburg ist ein beliebtes Ausflugsziel. Es gibt ein Gasthaus mit Rittersaal, Tagungsräume, und im Burgfried finden Ausstellungen statt. Mit jährlich bis zu 300.000 Besuchern erhält auch das Fledermausprojekt gebührende Aufmerksamkeit. Eine Informationstafel im Innenhof macht die Burggäste mit dem Artenschutzprojekt vertraut. Dabei wird anschaulich erläutert, wie moderner Artenschutz und Bauwerksanierungen Hand in Hand gehen können.

Überwintern im Ex-Bierkeller

Einige Fledermausarten überwintern auch gern in alten Felsenkellern in Franken. Die „Naturkühlschränke“ sind dunkel, feucht und kühl, aber frostfrei. Für den Menschen nutzlos geworden, verfallen leider immer mehr von ihnen. „Artenschutz in Franken“ gelang es jedoch, schon viele für die Fledermauswelt zu retten, darunter einen ehemaligen Brauerei-Keller in Dürrhof/Burgebrach. Unterstützt von der Umweltstiftung wurde Anfang 2016 der Eingangsbereich frostsicher ummauert, das Gewölbe stabilisiert und eine Tür mit Fledermaus-Einflugspalte installiert. Durch Öffnungen unten können auch Spinnen, Falter, Erdkröten und andere kleine Tiere in den Keller krabbeln. Als Hangplätze für die Fledermäuse wurden spezielle Hohlblocksteine und Spezialkästen – ähnlich denen an der Giechburg – an den Wänden montiert. Thomas Köhler und seine Kollegen hoffen, dass sich künftig Bechstein- und Fransenfledermäuse, Große Mausohren und andere Arten zur Winterruhe einfinden.