Atommüllreport: Wissenspool zum strahlenden Erbe

Greenpeace setzt sich seit Jahrzehnten für einen globalen Ausstieg aus der riskanten Atomkraft ein. In Deutschland gehen 2022 die letzten AKW vom Netz, die Hinterlassenschaften aller Anlagen bleiben jedoch für tausende Generationen gefährlich. Für einen verantwortbaren Umgang mit dem strahlenden Erbe benötigen wir und die Gesellschaften von morgen geballtes Fachwissen und Erfahrungen.

Eine Gruppe Jugendliche steht im Brusttiefen Wasser und hält Protestschilder und bemalte Atommüllkanister hoch. Auf dem Schild im Vordergrund steht: "Wir wollen euren Mist nicht ausbaden! Greenpeace Jugend"
Foto © P. Langrock / Greenpeace

Einen solchen Wissenspool entwickelt die „Atommüllkonferenz“ der Arbeitsgemeinschaft Schacht Konrad e.V. – ein Zusammenschluss von Standortinitiativen, Verbänden und kritischen Wissenschaftlern – mit ihrer unabhängigen Internetplattform atommuellreport.de. „Nach über 30 Jahren aktiver politischer Auseinandersetzung um die Nutzung der Atomkraft sind bergeweise Akten zum Thema zusammengekommen. Wir sehen es als unsere Aufgabe an, die wichtigsten Informationen und unsere persönlichen Erfahrungswerte für die Nachwelt zu sichern und geordnet aufzubereiten“, sagt die Politologin Ursula Schöneberger, die das Projekt leitet und sich bereits seit 1987 in der AG Schacht Konrad engagiert. Den Grundstock der Plattform bilden Daten ihres 272 Seiten starken Berichts "Bestandsaufnahme Atommüll“, der alle Anlagen in der BRD umfasst, an denen Atommüll produziert oder gelagert wird. Auch die Verbringung der Abfälle innerhalb Deutschlands und in andere Länder wurde genau dokumentiert.

Von A wie Atomaufsicht bis Z wie Zwischenlager

Die Umweltstiftung Greenpeace förderte den Aufbau eines Fachthemenportals auf der Website mit 9.000 Euro. Ein Beitrag erklärt beispielsweise die Klassifizierung von Atommüll, die international unterschiedlich gehandhabt wird. Ein anderer erläutert die stofflichen und radiologischen Eigenschaften der Abfälle, ein weiterer behandelt das komplexe Thema Kosten: Die Lagerung des Atommülls und der Rückbau der Anlagen werden Milliardensummen verschlingen. Welche Lasten und Risiken trägt der Staat, welche die Energiekonzerne?

(Kein) Endlager in Sicht?

Reichlich Stoff liefert das Portal auch zur „unendlichen Geschichte“ der Endlagersuche in Deutschland. Wie muss nach neuesten wissenschaftlichen Erkenntnissen eine Lagerstätte beschaffen sein, die den gefährlichsten Müll für rund eine Million Jahre sicher einschließt? Welche Sicherheitsanforderungen und rechtlichen Grundlagen bestehen, und wie lauten die Empfehlungen von Fachkommissionen? Noch immer gibt es weltweit kein betriebsbereites Endlager für hochradioaktives Material. In Deutschland wurde bisher lediglich der Schacht Konrad als Endlager für Abfälle „mit vernachlässigbarer Wärmeentwicklung“ bestimmt. Sie machen 90 Prozent aller Abfälle, doch nur 0,1 Prozent der gesamten Radioaktivität aus. Das ehemalige Eisenerz-Bergwerk wird seit 2007 für seine finale Aufgabe umgebaut. Die Proteste der AG Schacht Konrad und anderer Akteure dauern wegen erheblicher Sicherheitsrisiken jedoch an.

Träger und Fachbeirat des Projekts

Träger des Projekts Atommüllreport sind die AG Schacht Konrad, die Bürgerinitiative Umweltschutz Lüchow-Dannenberg, IPPNW und Gesellschaft für Strahlenschutz, der BUND und BUND Landesverband NRW, Robin Wood, .ausgestrahlt und Strahlentelex. Im Fachbeirat sitzen unter anderen ExpertInnen der Physik, Chemie, Mathematik, Sozialwissenschaft, Ökonomie, Geologie und Epidemiologie. Das Portal leistet einen wichtigen Beitrag zum gesellschaftlichen Diskurs und fördert eine kritische Wissenschaftsdiskussion zum Thema Atommüll.