Raus aus der Kohlekraft! Beitrag zur polnischen Energiewende
Polen produziert rund 85 Prozent seines Stroms aus Kohle, so viel wie kein anderes Land in der EU. Auch da Polen über eigene reiche Stein- und Braunkohlevorkommen verfügt, hält die derzeitige nationalkonservative Regierung an der klimaschädlichen Kohlekraft fest und sträubt sich gegen ehrgeizige CO2-Reduktionsziele.
Geplanter Tagebau „Gubin-Brody“
Der staatliche Energiekonzern PGE will 2030 in der polnischen Lausitz sogar den gigantischen Braunkohletagebau „Gubin-Brody“ eröffnen. Bis 2078 sollen dort jährlich etwa 17 Millionen Tonnen Braunkohle abgebaut und in einem geplanten Kraftwerksneubau verstromt werden. Seit Sommer 2016 liegen die Pläne zwar auf Eis – die zuständige Regionaldirektion für Umweltschutz setzte das Genehmigungsverfahren aus, da die Unterlagen und Prüfungen zur Umweltverträglichkeit unvollständig seien. Doch PGE erhielt eine dreijährige Nachbesserungsfrist. Wird der Tagebau doch noch genehmigt, wären gut 100 Quadratkilometer Landschaft verloren, 20 Dörfer müssten abgebaggert, die Bewohner zwangsweise umgesiedelt werden. Und der CO2-Ausstoß des Kraftwerks wäre ein herber Rückschlag für Europas Klimaziele.
Solarkraft statt Kohle
Greenpeace setzt sich seit Jahren gegen neue Braunkohletagebaue in der deutsch-polnischen Lausitz ein. Die Umweltschützer stärken die Opposition in derBevölkerung und Kommunalpolitik – und gehen mit praktischen Lösungen voran: Im Rahmen des Projekts „Gubin Lighthouse“ installierte Greenpeace Polen in der Region Gubin-Brody sieben Photovoltaikanlagen auf Schuldächern. Die kleinen Öko-Kraftwerke sollen als symbolische „Leuchttürme“ für die Energiewende weit ins Land hineinstrahlen und glaubwürdige Alternativen zur Kohleenergie aufzeigen. Den Startpunkt setzte 2014 eine 7-KW-Anlage auf dem Dach einer Schule in Brody, welche die Umweltstiftung mit 10.500 Euro finanzierte.
Solaranlagen in anderen Regionen folgten: Bisher 13 Stück installierte Greenpeace auf öffentlichen Gebäuden, so auch in der pommerschen Stadt Slupsk nahe der Ostseeküste, wo seit 2014 der progressive Bürgermeister Robert Biedron regiert. Auch seinetwegen wählte Greenpeace Slupsk für das Modellprojekt „Grüne Schule“ aus, das in vielen anderen Städten und Gemeinden Nachahmung finden soll. Im September 2015 wurde eine 10-KW-Photovoltaikanlage auf dem Dach einer Sekundarschule in Slupsk feierlich eingeweiht. Sie deckt rund 60 Prozent des Strombedarfs. Mit Mitteln der Umweltstiftung wurde begleitend ein Handbuch für Lehrer erstellt, um Schülern die Vorteile einer sauberen Energiezukunft nahe zu bringen. Und auf seiner Homepage stellt das polnische Greenpeace-Büro seine gesammelten Erfahrungen rund um das Thema Solarinstallationen Kommunen und anderen Interessierten zur Verfügung.
Stärkung von Bürgerenergie
Im Frühjahr 2015 wurde ein lang erwartetes Erneuerbare-Energien-Gesetz in Polen verabschiedet, das ein Jahr später in Kraft treten sollte. Greenpeace und Tausende Unterstützer hatten sich dafür eingesetzt. Ein wichtiger Fortschritt war eine feste Einspeisevergütung Gestalten Sie ein Stück Zukunft: für die Betreiber kleiner Solar- und Windanlagen bis 10 KW Leistung. Doch schon einige Monate später änderte die neu gewählte PiS-Regierung das Gesetz wieder ab und ersetzte die Einspeisevergütung gegen ein Rabattsystem, was den Betrieb kleiner Anlagen nun nicht mehr rentabel macht.
Eine andere Forderung wurde dafür erfüllt: Erstmals können nun öffentliche Einrichtungen wie zum Beispiel Schulen überhaupt Strom aus Kleinanlagen ins öffentliche Netz einspeisen. Im Rahmen der Modellprojekte wie in Brody und Slupsk hatte sich Greenpeace für diese Neuerung stark gemacht.
Zur weiteren Stärkung dezentraler Bürgerenergie gründete Greenpeace Polen mit anderen Umweltorganisationen das Netzwerk „Mehr als Energie“ (wiecejnizenergia.pl). 145 Bezirke, Gemeinden, Städte und weitere NGOs schlossen sich bereits an. Das polnische Greenpeace-Büro und seine Mitstreiter bleiben am Ball, die Energiewende trotz aller Widerstände der Regierung im Land voranzubringen.