SolarChill: mit Sonne kühlen
Jedes Jahr sterben nach Angaben der UN-Umweltorganisation UNEP rund zwei Millionen Menschen, hauptsächlich Kinder, weil Medikamente und Impfstoffe aufgrund unzureichender Kühlung verderben. Greenpeace hat deshalb im Jahr 2000 das Projekt SolarChill angestoßen und maßgeblich finanziert.
Inzwischen wird es von mehreren Organisationen, darunter die UNEP und das UN-Kinderhilfswerk Unicef unterstützt. Mit einem Solar-Kühlschrank will man dafür sorgen, dass Arzneien gegen Krankheiten wie Hepatitis oder Typhus auch dann gekühlt bleiben, wenn es keine oder nur eine unzureichende Stromversorgung gibt. Dabei kommt eine Technologie zum Einsatz, die der Umwelt und dem Klima nutzt: Über Solarpaneele auf dem Dach bezieht der Kühlschrank Energie, die dann statt in giftigen Batterien in einem einfachen Eisblock gespeichert wird.
Das Ganze funktioniert natürlich komplett ohne klimaschädliche FCKW und FKW. Damit steht der SolarChill ganz in der Tradition seines großen Bruders, des Greenfreeze. Den hatte Greenpeace 1992 entwickeln lassen, obwohl die Industrie stur behauptete, dass man auf die Klimagase nicht verzichten könne. Mittlerweile ist die Greenpeace-Technologie ein anerkannter Standard, der sich in der ganzen Welt durchgesetzt hat: Rund 350 Millionen Greenfreeze - Kühlschränke wurden bereits gebaut und verkauft, das entspricht einem Marktanteil von 40 Prozent – mit steigender Tendenz. Dem Klima blieben und bleiben dadurch mehrere Millionen Tonnen ozon- und klimaschädlicher Treibhausgase erspart.
Tests für eine neue Erfolgsgeschichte
Damit die Geschichte des SolarChill eine ähnliche Erfolgsstory wird, hat die Umweltstiftung Greenpeace Geld zur Verfügung gestellt, um den Solarkühlschrank zu testen. Dabei sind auch Zinserträge aus der Sick- Thies-Namensstiftung in das Projekt geflossen. Darüber hinaus hat die Stiftung „Eine Welt – eine Zukunft“ mit einer großzügigen Spende geholfen. Ein Prototyp der ersten Serie wurde in Hamburg erfolgreich getestet, ein weiterer steht seit dem Sommer 2009 in Kenia, zwei in Ghana.
In Muhuru Bay, einer kleinen Fischer- und Bauernsiedlung am Ost-Ufer des Viktoria- Sees in Kenia läuft der Kühlschrank problemlos. Die Innentemperaturen des Solar Chills liegen hier konstant zwischen zwei und acht Grad Celsius – genau der richtigen Temperatur zum Kühlen der Medikamente und Impfstoffe, die besonders dringend benötigt werden: In Muhuru Bay ist Aids ein sehr großes Problem, viele Menschen leiden außerdem an Tuberkulose, Malaria und Durchfall. Durch den neuen Medikamentenkühlschrank können jetzt jede Woche 50 bis 100 Menschen gegen gefährliche Krankheiten geimpft werden – eine Maßnahme, die viele Menschenleben rettet.
Der SolarChill soll weiterentwickelt werden
Auch die Menschen in der Kleinstadt Nyanyano in der Nähe von Accra in Ghana sind sehr froh über ihre beiden neuen Solar-Kühlschränke. Der eine steht in der örtlichen Klinik, der andere in einer Schulküche. Leider ist es bis jetzt noch nicht gelungen, die Temperaturen durchgängig so kühl zu halten, dass sie den strengen Anforderungen eines Medikamentenkühlers genügen. Die Umweltstiftung Greenpeace investierte deshalb in die Weiterentwicklung und das erneute Testen des SolarChills. Derweil nutzen die Menschen in Nyanyano den coolen Kühler, um Lebensmittel vor der enormen Hitze zu schützen.
Unabhängig von den Greenpeace-Tests hat die Weltgesundheitsorganisation WHO der SolarChill-Technologie im April 2010 die offizielle Zulassung erteilt und damit das Grundprinzip des solarbetriebenen Kühlschranks zertifiziert. Das ist ein Durchbruch, denn durch die WHO-Zulassung wurden von der Weltbank bewilligte Gelder freigegeben, mit denen der SolarChill jetzt schneller weiterentwickelt werden kann. Ziel ist es, dass Hilfsorganisationen und Regierungen den Kühlschrank verstärkt bestellen und einsetzen. Außerdem soll es in naher Zukunft eine weiteres Modell geben: den Haushaltssolarkühlschrank.