Mit Medienkompetenz den Regenwald im Amazonas schützen

Goldgräber leiten tonnenweise Quecksilber in den Amazonas, Waldrodungen für Sojamonokulturen und Straßenbau sind an der Tagesordnung. Ölförderprojekte bedrohen inzwischen sogar ausgewiesene Naturschutzgebiete. Durch Mega-Staudammprojekte wie das in Belo Horizonte müssen zehntausende Menschen ihre Heimatdörfer verlassen.

Ein Medienkommunikator im Einsatz, im Hintergrund beobachtet ein Junge, in einer Hängematte sitzend.
Medienkommunikatoren im Einsatz. Foto © pororoca.red

Besonders betroffen von den Umweltzerstörungen sind die zahlreichen indigenen Völker, die im und vom Amazonas-Regenwald leben. Doch sie beginnen sich zu wehren. Informations- und Medienkompetenz spielt dabei eine große Rolle. Das hat auch der Medienpädagoge, Entwicklungshelfer und Dokumentarfilmer Siegmund Thies erkannt. Unterstützt durch lokale Organisationen, Initiativen und Netzwerke sowie Brot für die Welt organisiert er Medienprojekte im Amazonasgebiet mit indigenen Jugendlichen. Die Umweltstiftung hat die Projekte 2015 und 2016 mit insgesamt 10.000 Euro gefördert.

Den Menschen im Regenwald eine Stimme geben

2015 organisieren Thies und zwei Kollegen eine sechswöchige Reiseschule durch das Quellgebiet des Amazonas. Zwölf junge Erwachsene aus Ecuador, Peru und Bolivien haben die Reise angetreten, um mehr über ihre eigene und andere indigene Kulturen zu erfahren und darüber, wie sie sich wehren können, wenn ihr Lebensraum in Gefahr ist.

Insgesamt legen die Medienaktivisten über 1.000 Kilometer zurück. Meistens reisen sie zu den oft unzugänglichen Orten mit dem Boot, manchmal auch mit einem gemieteten Bus. Die Exkursion beginnt in Ecuador, führt dann auf einem der beiden Quellflüsse des Amazonas, dem Marañón, durch Peru und endet im brasilianischen Tefé, der letzten großen Stadt 700 Kilometer vor Manaos. Mit im Gepäck sind Videokameras, Fotoapparate und Aufnahmegeräte. „Zusammen mit den Teilnehmerinnen und Teilnehmern haben wir unsere Reise mit Wort- und Filmbeiträgen und Fotos dokumentiert“, erklärt Siegmund Thies. „Wir haben ihnen gezeigt, wie sie mit den Aufnahmegeräten und Kameras umgehen müssen.“ Entstanden ist daraus unter anderem ein Radiobeitrag über die schwierige Situation der Cocama- Indigenas in Nauta, die unter Überschwemmungen zu leiden haben, weil der Rio Marañón für die Schifffahrt ausgebaggert und begradigt wurde. Aufgewühlte Ölablagerungen von Pipelinebrüchen der letzten 40 Jahre vergiften ihnen die Fischbestände.

In anderen Medientrainings während der Reise geht es um die Chancen und Risiken bei der Nutzung des Internets sowie um die vielfältigen Einsatzmöglichkeiten des Radios. „Auf lange Sicht möchten wir ein länderübergreifendes Kommunikationsnetzwerk mit einem Medien- und Kulturzentrum mit Community Radios und Internetnutzungsmöglichkeiten etablieren“, sagt der Dokumentarfilmer. „Dort sollen dann die zukünftigen Comunicadores Amazónicos ausgebildet und geschult werden: Medienspezialisten und Künstler, die ihre Kompetenzen in und für ihre Gemeinden einsetzen können.“

Gemeinsam den ökologischen Herausforderungen trotzen

Schon jetzt zieht das Projekt weitere Kreise: Im April 2017 stellen Thies und einige der Medienaktivisten ihre Reiseschule auf dem achten panamazonischen Sozialforum im peruanischen Tarapoto vor. Zuvor haben sie zusammen mit Filmprofis aus dem umfangreichen Filmmaterial, das auf der Reise entstanden ist, einen beeindruckenden Dokumentarfilm erstellt. Um das Projekt weiter voranzutreiben, organisiert Siegmund Thies außerdem einen Radioworkshop mit indigenen Jugendlichen sowie ein Austauschprogramm zwischen jungen Menschen aus dem Amazonasgebiet und Schülern und Studenten aus der ecuadorianischen Hauptstadt Quito: „Wir wollen interkulturelles Lernen fördern und so auch der Desinformation begegnen. Wir denken, dass die Teilnehmerinnen und Teilnehmer den Herausforderungen der Globalisierung und des Klimawandels am besten gemeinsam begegnen können.“