Klima-Karawane für die Energierevolution in Afrika

Große Holzkonzerne dringen immer tiefer in den tropischen Regenwald des Kongobeckens ein. Sie zerstören einen einzigartigen Lebensraum und die Lebensgrundlage der Menschen und Tiere, die im und vom Wald leben. Im kamerunischen Teil dieses Gebietes leben die Menschen in kleinen Dorfgemeinschaften oder als Nomaden, meist in sehr einfachen Verhältnissen ohne Zugang zu sauberem Trinkwasser und Elektrizität.

Haussolaranlagen auf den Dächern eines Dorfes in Kamerun. Foto © Solafrica.ch

Die Klima-Karawane ist ein umfassendes Programm zur Stärkung der Dorfgemeinschaften, das Perspektiven für eine eigenständige ressourcenschonende Strom- und Gesundheitsversorgung aufzeigt. Von Greenpeace Schweiz 2009 initiiert, hat der Verein Solafrica das Projekt 2015 übernommen. Zusammen mit der lokalen Partnerorganisation Association Jeunesse Verte du Cameroun (AJVC) unterstützt er die Dörfer bei der Installation einfacher Haussolarsysteme, der Ausbildung von Solartechniker:innen, der Versorgung von Schul- und Gesundheitszentren mit Solarenergie und der Fortbildung von lokalen Entscheidungsträger:innen in Wald- und Klimaschutzfragen.

Von 2012 bis 2016 konnten im Rahmen des Projekts über 300 Haushalte, sechs Schulen und vier Gesundheitszentren in 25 Dörfern in Ost- und Zentral- sowie Südwestkamerun mit Solarenergie versorgt werden. Dabei sind vier SolarChill-Kühlschränke zur Kühlung von Medikamenten und Impfstoffen in Betrieb genommen worden, rund hundert Menschen haben eine Ausbildung in Solartechnik erhalten.

Eine Karawane, die bleibt

Die Klima-Karawane zieht nicht einfach nur vorüber und bringt neue Technologien „made in Switzerland“. Wenn ein Dorf an dem Projekt teilnehmen möchte, finden zunächst umfangreiche Befragungen zu den Bedürfnissen statt. Denn nur, was den Menschen nutzt und ihren Alltag erleichtert, behalten sie auf lange Sicht bei. Um die Wertschätzung der Solarsysteme zu erhöhen, wird zudem darauf geachtet, dass sich die Dorfbewohner im Rahmen ihrer finanziellen Möglichkeiten an den Kosten für die Anlagen beteiligen. Diese Art des Vorgehens ist angelehnt an die sogenannte „psychosoziokulturelle Methodik“, die Guilherme dos Santos Barboza, Direktor des Forschungszentrums CABEBEC, in Brasilien entwickelt hat. Sie wurde an die afrikanischen Verhältnisse und die Kultur im kamerunischen Regenwald angepasst, um die Klima-Karawane nachhaltig in den Dörfern zu verankern.

Investitionen in eine sonnige Zukunft

Neben der Stärkung der Dorfstrukturen geht es auch um die Vermittlung von technischem Know-how. Jedes Jahr werden rund 15 junge Solartechniker:innen geschult. Sie sorgen für eine ordnungsgemäße Montage und Wartung der Solaranlagen. Gleichzeitig bieten die Ausbildungen ihnen auch eine langfristige berufliche Perspektive. Darüber hinaus sensibilisieren Solafrica und AJVC seit 2016 die lokalen Entscheidungsträger:innen in Wald- und Klimaschutzfragen. Ziel ist es, dass die Menschen im Dorf ihr Schicksal selbst in die Hände nehmen und für bessere Lebensumstände und mehr Umweltschutz sorgen können. Allein gelassen werden die Menschen jedoch nicht: AJVC- und Solafrica-Mitarbeitende besuchen die Dörfer regelmäßig, überprüfen die Solaranlagen und evaluieren das Projekt, um es weiterentwickeln zu können. In den ersten Jahren der Klima-Karawane erhielten vor allem einzelne Lehmhäuser kleine 30-Watt-Haussolaranlagen. Mit ihnen können drei LED-Lampen betrieben und das Handy geladen werden. Gesundheitsschädliche Petroleumlampen werden so überflüssig.

Inzwischen liegt ein weiterer Fokus auf der Stromversorgung von Gemeinde- und Gesundheitszentren sowie von Schulen. Dadurch werden auch Menschen aus umliegenden Dörfern erreicht und für das Thema Solarenergie begeistert. Denn der Unterricht verbessert sich, wenn Kopierer und Computer zum Einsatz kommen können. Einfach zu bedienende SolarChills in den Gesundheitszentren sorgen dafür, dass Medikamente und Impfstoffe nicht verderben. Diese guten Nachrichten sprechen sich herum: Immer mehr Dörfer möchten Teil des Projekts werden.

Die Umweltstiftung Greenpeace unterstützt die Klima-Karawane, indem sie einen Teil der Kosten für Solaranlagen, SolarChills, Ausbildungsmaterialien und für die Solartrainings übernimmt.