Eine Schule tankt Sonne

Jubelnd nahmen die jungen Klimaschützer:innen von der Hamburger Förderschule Hirtenweg Deutschlands erste Solartankstelle für Elektro-Rollstühle in Betrieb. Sie selbst waren in einem „Schools for Earth“-Workshop von Greenpeace auf die geniale Idee gekommen. Gemeinsam
mit Greenpeace halfen wir, das inklusive Leuchtturmprojekt in die Tat umzusetzen.

Strahlende Gesichter bei der Einweihung von Deutschlands erster E-Rolli-Solartankstelle. Julia (Mitte) freut sich schon auf die erste Portion Sonnenstrom für ihr Gefährt. Foto © Bente Stachowske / Greenpeace

Montagmorgen am 27. Mai 2024. Normalerweise wäre jetzt Unterricht in der Schule Hirtenweg, doch dies ist kein normaler Montag: Die Kinder und Jugendlichen haben sich auf dem Pausenhof versammelt, um zusammen mit ihrer Schulgemeinschaft, mit dem Greenpeace-Bildungsteam und Kolleginnen der Umweltstiftung Greenpeace die Einweihung ihrer E-Rolli-Solartankstelle zu feiern. Finanziert wurde die innovative Anlage von der Umweltstiftung. Auch zwei Fernsehteams waren der Einladung gefolgt, um über dieses deutschlandweite Pionierprojekt zu berichten, das zeigt, wie praktischer Klimaschutz an Schulen gelingen kann – initiiert von den Schüler:innen selbst. Die sind nach rund einjähriger Planungszeit sichtlich stolz auf ihr Werk, und zwei von ihnen lassen es sich nicht nehmen, im Endspurt selber mit anzupacken: Ausgerüstet mit Helm und Handschuhen, helfen die Achtklässler Jorek und Adrian, die letzten von insgesamt zehn Photovoltaikmodulen per Hebebühne aufs Dach ihres roten Container-Klassenzimmers zu befördern. Dort werden die Paneele von Elektrikern montiert und angeschlossen: „Bzzzzz“, Solarpower on!
Auch die Stimmung ist wie elektrisiert. Es wird viel gejubelt, geklatscht und zusammen mit dem Schulchor sogar gesungen. Die siebenjährige Julia darf als erste an der holzverkleideten Ladesäule vorfahren – vor laufenden TV-Kameras wird das Ladekabel feierlich eingestöpselt. Erst mal nur symbolisch, denn noch muss die Anlage fleißig Sonnenstrahlen einfangen, in Strom umwandeln und speichern. Sechs Kilowattstunden fasst die Batterie. Auf einem Display können die Schüler:innen jederzeit den erreichten Stromertrag und Ladestand ablesen.

Auch die Stimmung ist wie elektrisiert. Es wird viel gejubelt, geklatscht und zusammen mit dem Schulchor sogar gesungen. Die siebenjährige Julia darf als erste an der holzverkleideten Ladesäule vorfahren – vor laufenden TV-Kameras wird das Ladekabel feierlich eingestöpselt. Erst mal nur symbolisch, denn noch muss die Anlage fleißig Sonnenstrahlen einfangen, in Strom umwandeln und speichern. Sechs Kilowattstunden fasst die Batterie. Auf einem Display können die Schüler:innen jederzeit den erreichten Stromertrag und Ladestand ablesen.

Die Achtklässler Adrian (li.) und Jorek sind stolz darauf, was sie und ihre Mitschüler:innen erreicht haben. Die „Schule in Bewegung“ am Hirtenweg bewegt jetzt auch etwas für die Energiewende. Foto © Bente Stachowske / Greenpeace

Gedankenblitze im Climate Lab

Die „Schule in Bewegung“ im Stadtteil Othmarschen unterstützt Schüler:innen mit verschiedenen Förderbedarfen insbesondere in ihrer körperlichen und motorischen Entwicklung. Derzeit ist etwa ein Dutzend von ihnen mit einem E-Rollstuhl mobil. Doch nicht nur die Akkus der Rollis müssen täglich an die Steckdose, sondern auch digitale Hilfsmittel wie „Talker“, Tablet-Computer mit Sprachausgabe, mit denen einige Schüler:innen kommunizieren. „Die werden hier auch alle aufgeladen“, freut sich Adrian und kündigt an, auch einmal „just for fun“ sein privates Handy aufzutanken: „mit gutem hauseigenem Ökostrom!“ Sein persönliches Projekt-Fazit: „Es gibt Veränderungen im Schulsystem. Schüler sprechen mit. Das ist schön.“ Jede selbst erzeugte Ladung Strom bedeutet auch einen Energieschub, ein Erfolgserlebnis für die jungen Klimaschützer:innen. Besonders, weil die Idee von ihnen kam – nicht von Eltern, Lehrkräften oder der Schulbehörde. Und das kam so:

Seit 2021 macht die Schule Hirtenweg bei „Schools for Earth“ mit, einem deutschlandweiten Schulentwicklungsprojekt von Greenpeace mit bisher über 200 teilnehmenden Schulen. Unterstützt und begleitet von den Greenpeace-Bildungsexpert:innen, macht sich die ganze Schulgemeinschaft auf den Weg, ihr schulisches Leben, ihre Gebäude und Außenanlagen umwelt- und klimafreundlicher zu gestalten. Ein Herzstück des Programms war das Climate Lab für Schulen in und um Hamburg: In mehreren Workshop-Modulen von Oktober 2021 bis März 2023 wurden gemeinsam Ideen erarbeitet und visualisiert. Die Klima-AG vom Hirtenweg sammelte zum Beispiel Stromspar-Tipps und überlegte sich ein System zur besseren Mülltrennung. Auch das Thema Mobilität wurde diskutiert. Lehrer Guido Sprügel erzählte beim Abschluss-Event, er habe dabei an klimaneutrale Schulbusse gedacht. Doch die Idee der Schüler:innen gefiel ihm besser: „Naheliegender ist natürlich, dass die E-Rollis klimaneutral fahren!“ Den Lehrer begeisterte insgesamt das aktivierende Konzept von „Schools for Earth“, denn: „Unsere Schüler:innenschaft hat mit Handicaps zu tun und ist es gewohnt, dass immer Erwachsene da sind, die einen betreuen, begleiten und fördern. Da ist es umso wichtiger, sie zu ermächtigen, für sich selbst zu sprechen und ihre eigenen Belange in die Hand zu nehmen.“

Tolle Synergie auch in der Umsetzung

Geleitet wurde das Climate Lab von Katarina Rončević, die von der direkten Zusammenarbeit mit den Schüler:innen schwärmte, von ihrem Handlungsdrang und Veränderungswillen. „Für mich ist die erste E-Rolli-Solartankstelle Deutschlands ein leuchtendes Beispiel für Teilhabe und Selbstwirksamkeit – und dafür, wie Klimaschutz gemeinsam gelingen kann“, sagte sie.

Um der innovativen Idee den Sprung vom Papier aufs Schuldach zu ermöglichen, unterstützte das  Greenpeace-Bildungsteam die Schule bei der Umsetzung und stand ihr bei der technischen Ausgestaltung beratend zur Seite. Und um die höchste Hürde zu nehmen – die finanzielle – kam das Bildungsteam von Greenpeace auf die Umweltstiftung zu. Wir freuen uns über diese erfolgreiche, sich wunderbar ergänzende Kooperation mit unserer Schwesterorganisation.

Nach der Einweihungsfeier brachte der NDR einen Beitrag über das Projekt in seinem „Hamburg Journal Wetter“: Drei Schüler (und ein Talker) sagten die Aussichten für den nächsten Tag an: „Morgens Regen, 12 Grad“ – „Mittags Regen, 17 Grad“ – „Abends Gewitter, 12 Grad“. Zum Glück sind die modernen Solarmodule so effizient, dass sie auch bei norddeutschem Schietwetter noch Strom erzeugen können. Für die Schüler:innen und das Klima ist das Projekt allemal ein Riesengewinn.